Fachinformation
(Zusammenfassung der Produkteigenschaften)
1. Bezeichnung des Arzneimittels
CEREBRYL® 48 mg/ml-Infusionslösung
2. Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge)
1 ml Infusionslösung enthält 48 mg Piracetam (62,5 ml = 3 g, 125 ml = 6 g, 250 ml = 12 g,
500 ml = 24 g, 1000 ml = 48 g)
Hilfsstoffe: siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Lösung zur i.v.-Infusion
4. Klinische Angaben
4.1. Anwendungsgebiete
Erwachsene:
· Zur symptomatischen Behandlung des psycho-organischen Syndroms.
· Zur Behandlung des korticalen Myoclonus, entweder als Monotherapie oder in Kombination.
4.2. Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Dosierung richtet sich nach der Schwere des Krankheitsbildes und dem Ansprechen des Patienten auf die Therapie.
Im Folgenden sind die Tagesdosen für die einzelnen Indikationen aufgeführt:
Symptomatische Behandlung des psycho-organischen Syndroms:
Die empfohlene Dosierung beträgt zwischen 2,4 g und 4,8 g, verteilt auf 2 - 3 Einzeldosen.
Behandlung des Myoclonus korticalen Ursprungs:
Die Tagesdosis sollte mit 7,2 g beginnen und alle 3 - 4 Tage um 4,8 g gesteigert werden, bis die Maximaldosis
von 24 g erreicht ist. Diese sollte in 2 - 3 Einzelgaben verabreicht werden.
Bei Behandlung mit anderen Arzneimitteln sollte zunächst die Dosierung beibehalten werden. Abhängig von
einer klinischen Besserung sollte die Dosierung der zusätzlichen Arzneimittel nach Möglichkeit reduziert werden.
Die Behandlung mit Piracetam sollte für die Dauer der cerebralen Erkrankung beibehalten werden.
Das individuelle Ansprechen auf die Medikation kann nicht vorausgesagt werden.
Der optimale Effekt einer Therapie mit CEREBRYL® lässt sich in der Regel nach 6 - 12 Wochen sichern. Die Behandlungsdauer bei der Behandlung chronischer Erkrankungen sollte bis zur Wirksamkeitsbeurteilung mindestens acht Wochen betragen.
Bei Patienten mit akuten Episoden, kann nach einiger Zeit eine spontane Besserung auftreten. Es sollte daher versucht werden, die medikamentöse Behandlung alle 6 Monate zu verringern oder abzubrechen. Zu diesem Zweck sollte die Dosierung von Piracetam alle 2 Tage (im Falle eines Lance und Adams Syndroms alle 3 bis 4 Tage, da sonst die Gefahr eines plötzlichen Rückfalls oder von Entzugsanfällen besteht) um 1,2 g reduziert werden.
Dosisanpassung für ältere Patienten:
Eine Dosisanpassung für ältere Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion wird empfohlen (siehe weiter unten: "Dosisanpassung für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion"). Bei einer Langzeitbehandlung älterer Patienten ist eine regelmäßige Überwachung der Kreatininclearance erforderlich, um gegebenenfalls eine Dosisanpassung durchzuführen.
Dosisanpassung für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion:
Die Tagesdosis muss individuell auf die Nierenfunktion abgestimmt werden (siehe Tabelle). Die Kreatininclearance (CLcr) kann aus dem Serumkreatinin-Wert mit Hilfe der folgenden Formel abgeschätzt werden:
[140-Alter (Jahre)] x Gewicht (Kilogramm)
CLcl (ml/min)=
72 x Serumkreatinin (mg/dl)
Kreatininclearance (ml/min) Dosierung
NormalMildMittelschwerSchwerEndstadium >8050-7930-49<30--- Übliche Tagesdosis, verteilt auf 2 - 4 Einzelgaben/Tag2/3 der üblichen Tagesdosis, verteilt auf 2 - 3 Einzelgaben/Tag1/3 der üblichen Tagesdosis, verteilt auf 2 Einzelgaben/Tag1/6 der üblichen Tagesdosis, einmalige Gabe/Tagkontraindiziert
Dosisanpassung für Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion:
Es ist keine Dosisanpassung notwendig, wenn die Einschränkung der Leberfunktion einzeln vorliegt. Ist diese mit einer eingeschränkten Nierenfunktion kombiniert, wird eine Dosisanpassung empfohlen (siehe weiter oben: "Dosisanpassung für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion").
Art der Anwendung
Zur i. v.-Infusion
Im klinischen Gebrauch wird die Piracetam-Lösung häufig mit Lösungen aus niedermolekularen Dextranen sowie mit Sorbit-, Mannit-, Glukose-, Laevulose-, oder Ringer-Laktat-Lösung appliziert. Für eine Inkompatibilität liegen keine Anhaltspunkte vor.
4.3. Gegenanzeigen
- Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile des Präparates.
- Bei Patienten mit zerebraler Blutung.
- Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion im Endstadium.
4.4. Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Vor Behandlungsbeginn sollte geklärt werden, ob eine spezifisch zu behandelnde Grunderkrankung vorliegt.
Aufgrund des Einflusses von Piracetam auf die Thrombozytenaggregation (siehe 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften), wird bei Patienten mit zugrundeliegender Erkrankung der Blutgerinnung, größeren chirurgischen
Eingriffen oder starken Blutungen zu Vorsicht geraten.
Piracetam wird über die Niere ausgeschieden, daher ist bei Niereninsuffizienz Vorsicht geboten.
Bei der Langzeitbehandlung von älteren Patienten ist eine regelmäßige Bestimmung der Kreatininclearance
erforderlich, um nötigenfalls eine Dosisanpassung durchführen zu können.
Bei Myoclonus-Patienten sollte eine plötzliche Unterbrechung der Behandlung vermieden werden, da dies ein
abruptes Wiederausbrechen der Symptome oder Entzugsanfälle auslösen kann.
4.5. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
Das Interaktionspotential von Piracetam und eine daraus resultierende Beeinflussung der Pharmakokinetik dieser Substanz ist unwahrscheinlich, da ca. 90% der Dosis von Piracetam unverändert über die Nieren ausgeschieden
wird.
· Aufgrund des Wirkmechanismus können synergistische Wechselwirkungen mit anderen ZNS-stimulierenden Medikamenten (wegen Verstärkung der Hyperkinese) sowie mit Schilddrüsenpräparaten auftreten.
· Unter CEREBRYL® kann es zur Wirkungsverstärkung von Antikoagulantien vom Cumarin-Typ kommen.
· Bis jetzt wurden keine Wechselwirkungen mit folgenden antiepileptischen Substanzen bekannt:
· Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital und Valproatsäure.
Gleichzeitige Verabreichung von Alkohol hatte keine Auswirkung auf die Serumkonzentration von Piracetam und Alkoholspiegel wurden durch eine orale Gabe von 1,6 g Piracetam nicht beeinflusst.
4.6. Schwangerschaft und Stillzeit
Untersuchungen am Tier zeigten weder direkte noch indirekte schädigenden Wirkung auf die Schwangerschaft,
embryonale/fötale Entwicklung, Geburt oder frühkindliche Entwicklung.
Ausreichende Daten zur Verabreichung von Piracetam bei schwangeren Frauen liegen nicht vor. Piracetam ist placentagängig und geht auch in die Muttermilch über. Blutspiegel beim Neugeborenen betragen ca. 70 - 90% der Blutspiegel der Mutter. Piracetam sollte während der Schwangerschaft nicht verabreicht werden, wenn es
nicht unbedingt notwendig ist.
Piracetam sollte daher während der Stillzeit nicht verabreicht werden; wenn in der Stillzeit eine Anwendung von CEREBRYL® erforderlich ist, sollte abgestillt werden.
4.7. Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird.
4.8. Nebenwirkungen
CEREBRYL® wird im allgemeinen gut vertragen. In Klinischen Studien traten jedoch einige Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Piracetam in größeren Häufigkeit als unter einer Behandlung mit Placebo auf.
Die Angaben der folgenden Tabelle beziehen sich auf Daten von 3017 mit Piracetam behandelten Patienten versus 2850 mit Placebo behandelten Patienten:
Häufig(> 1%, < 10%) Selten(> 0,1%, < 1%)
Nebenwirkung Piracetam Placebo Piracetam Placebo
HyperkinesieGewichtszunahmeNervösitätSomnolenzDepressionAsthenie 1,72 %1,29 %1,13 % 0,42 %0,39 %0,25 % 0,96 %0,83 %0,23% 0,25 %0,21 %0,00 %
In der Zeit nach der Zulassung wurden folgende Nebenwirkungen beobachtet, zu denen allerdings keine verlässlichen Angaben zur Häufigkeit ihres Auftretens gemacht werden können:
· Ohr- und Labyrinth: Vertigo
· Gastrointestinal: Bauchschmerzen, Oberbauchschmerzen, vermehrter Speichelfluss, Durchfall, Erbrechen, Übelkeit, Mundtrockenheit
· Immunsystem: anaphylaktische Reaktionen, Hypersensitivität
· Nervensystem: Ataxie, Gleichgewichtsstörungen, gehäufte epileptische Anfälle, Kopfschmerzen, Schlafstörungen
· Psychiatrie: Agitation, Angst, Verwirrung, Halluzinationen, Aggressivität, sexuelle Reizzustände
· Haut- und subkutanes Gewebe: angioneurotisches Ödem, Dermatitis, Juckreiz, Urtikaria
· Stoffwechsel: Gesteigerter Appetit
· Vaskulär: Blutdrucksenkung oder -steigerung
Vereinzelt wurde nach intravenöser Verabreichung des Wirkstoffes über Schmerzen an der Einstichstelle, Thrombophlebitis oder Fieber berichtet.
4.9. Überdosierung
Symptome:
Nach einer oralen Einnahme von 75 g pro Tag wurde von einem Fall mit blutigem Durchfall und Bauchschmerzen berichtet. Die Symptome wurden aber höchstwahrscheinlich von der äußerst hohen Dosis an Sorbitol in der verwendeten Darreichungsform hervorgerufen.
Kein anderer Fall ist bekannt, der auf zusätzlichen Nebenwirkungen bei Überdosierungen hinweisen würde.
Behandlung bei Überdosierung:
Bei akuter, signifikanter Überdosierung besteht die Möglichkeit einer Leerung des Magens durch Spülung oder durch Hervorrufen von Erbrechen. Es gibt kein spezifisches Antidot für Piracetam. Die Behandlung erfolgt ausschließlich symptomatisch und kann auch Hämodialyse einschließen. Der Extraktionskoeffizient ist für Piracetam ist 50 - 60%.
5. Pharmakologische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Nootropika
ATC-Code: N06BX03
5.1. Pharmakodynamische Eigenschaften
Verfügbare Daten zeigen, dass der Wirkmechanismus von Piracetam weder zell- noch organspezifisch ist. Piracetam bindet physikalisch in dosisabhängiger Weise an die polaren Köpfe der Phospholipidmembrane und verursacht damit eine Wiederherstellung der lamellären Strukturen, die durch eine Bildung beweglicher Substanz-Phospholipid-Komplexe charakterisiert ist. Das scheint der Grund für eine verbesserte Membranstabilität zu sein, die zu einer Beibehaltung oder Wiederherstellung der dreidimensionalen Struktur oder dem Aufbau durch
Membran- und Transmembranproteine führt.
Piracetam zeigt neuronale und vaskuläre Effekte.
Auf der neuronalen Ebene zeigt CEREBRYL® seine Membranaktivität auf verschiedene Weise.
In Tiermodellen unterstützt Piracetam verschiedene von Arten der Neurotransmission, vor allem durch
postsynaptische Modulation der Rezeptordichte und -aktivität.
In Tiermodellen sowie bei Studien am Menschen wurden die Funktionen der kognitiven Prozesse wie Lernen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Bewusstsein sowohl bei Probanden als auch bei vermindertem
Gesundheitszustand verbessert, ohne die Entwicklung sedierender oder psychostimulierender Effekte.
Piracetam zeigt seinen hämorrheologischen Effekt an Blutplättchen, roten Blutzellen und Gefäßwänden indem die Erythrozytenverformbarkeit erhöht wird. Gleichzeitig werden die Plättchenaggregation, die Erythrozytenadhäsion an die Gefäßwände und kapilläre Vasospasmen verringert.
Eine Studie an gesunden Probanden hat keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen Piracetam (in einer Dosierung bis zu 12g zweimal täglich) und Placebo hinsichtlich Hämostase und Blutungszeit gezeigt.
5.2. Pharmakokinetische Eigenschaften
CEREBRYL® durchdringt nach i.v.-Applikation leicht die Blut-Hirnschranke und reicht sich im Liquor an. Die Blutspiegelkurve entspricht weitgehend der nach oraler Applikation, die maximale Plasmakonzentration wird nach 30 bis 60 Minuten erreicht. Die Plasmaproteinbindung von CEREBRYL® beträgt 15%.
Die Halbwertszeiten betragen im Blut ca. 5 Stunden, im Harn 5, 5 Stunden und im Liquor 7,7 Stunden.
CEREBRYL® wird praktisch nicht metabolisiert und ausschließlich unverändert über die Nieren ausgeschieden.
CEREBRYL® ist dialysierbar.
Weitere Informationen zur Pharmakokinetik bei oralen Formen siehe bitte CEREBRYL ® 800 mg- bzw. 1200 mg-Filmtabletten.
5.3. Präklinische Daten zur Sicherheit
Die präklinischen Daten ergaben, basierend auf üblichen Studien zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei wiederholter Gabe, Genotoxizität und Karzinogenität keinen Hinweis auf besondere Risiken für den Menschen.
Reproduktionstoxikologische Studien ergaben keinen Hinweis, dass Piracetam ernste negative Effekte auf die Fertilität und reproduktive Leistung bei Ratten hat. Piracetam ist nicht teratogen.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1. Hilfsstoffe
Natriumchlorid, Wasser zur Injektion.
6.2. Inkompatibilitäten
Der Absatz "Art der Anwendung" unter Punkt 4.2. ist zu beachten.
6.3. Dauer der Haltbarkeit
Infusionsflasche: 60 Monate
Infusionsbeutel: 36 Monate
6.4. Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 25 °C lagern.
Lichtschutz erforderlich, Arzneimittel daher in der Außenverpackung aufbewahren!
6.5. Art und Inhalt des Behältnisses
Weißglasinfusionsflasche mit Weichgummistopfen : 62,5 ml, 125 ml, 250 ml, 500 ml, 1000 ml
Infusionsbeutel (Polypropylen): 250 ml, 1 und 10 Stück
6.6. Hinweise für die Handhabung
Nur zur einmaligen Entnahme.
7. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers
F.Joh.Kwizda Ges.m.b.H., 1010 Wien
8. Zulassungsnummer
1-20420
9. Datum der Zulassung/Verlängerung der Zulassung
15.02.1994 / 15.02.1999
10. Stand der Information
September 2003
11. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht
Rezept- und apothekenpflichtig
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