Fachinformation (Zusammenfassung der Produkteigenschaften)
1. Bezeichnung:
Mirtaron 30 mg "Interpharm"-Filmtabletten
2. Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge):
1 Filmtablette enthält: Mirtazapin 30 mg
Hilfsstoffe siehe unter 6.1
3. Darreichungsform:
Filmtablette
Die Filmtabletten sind beige, oblong, bikonvex mit einer einseitigen Bruchrille.
4. Klinische Angaben:
4.1. Anwendungsgebiete:
Depressive Erkrankungen.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung:
Die Filmtabletten sollen unzerkaut, wenn nötig mit etwas Flüssigkeit, eingenommen werden.
Erwachsene: Die wirksame Tagesdosis liegt normalerweise zwischen 15 mg und 45 mg. Die Anfangsdosis ist 15 oder 30 mg (die höhere Dosis sollte abends eingenommen werden).
Ältere Patienten: Die empfohlene Dosis ist identisch mit derjenigen unter "Erwachsene". Im Interesse einer ausreichenden Wirkung und einer sicheren Anwendung sollte die Erhöhung der Dosis bei älteren Patienten unter engmaschiger Kontrolle erfolgen.
Kinder: Eine Behandlung von Kindern kann nicht empfohlen werden, da es keine Erfahrungen zur Sicherheit und Wirksamkeit von Mirtaron in dieser Altersgruppe gibt.
Bei der Verordnung von Mirtaron-Filmtabletten an Patienten mit Nieren- oder Leberinsuffizienz sollte berücksichtigt werden, daß die Ausscheidung von Mirtazapin bei dieser Patientengruppe verringert sein kann.
Mit einer Eliminationshalbwertszeit von 20 - 40 Stunden eignen sich Mirtaron-Filmtabletten für die Einmalgabe. Vorzugsweise sollte die Einnahme als Einmaldosis am Abend vor dem Schlafengehen erfolgen. Die gesamte Tagesdosis kann aber auch, in 2 Einzeldosen aufgeteilt, am Morgen und am Abend eingenommen werden.
Die Behandlung sollte solange fortgesetzt werden, bis der Patient für die Dauer von 4 - 6 Monaten völlig symptomfrei ist. Danach kann sie ausschleichend beendet werden. Bei einer ausreichenden Dosierung sollte sich innerhalb von 2 - 4 Wochen ein Therapieerfolg einstellen. Erweist sich die Wirkung als unzureichend, so kann die Dosis bis zur höchsten empfohlenen Dosis erhöht werden. Die Behandlung sollte abgebrochen werden, wenn sich innerhalb weiterer 2 - 4 Wochen kein Therapieerfolg einstellt.
4.3. Gegenanzeigen:
Überempfindlichkeit gegenüber Mirtazapin.
4.4. Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung:
Bei der Behandlung mit den meisten Antidepressiva wurde über das Auftreten von Knochenmarksdepressionen, vorwiegend in Form von Granulozytopenie oder Agranulozytose, berichtet. Sie treten meist nach 4 - 6 Wochen Behandlungsdauer auf und sind im allgemeinen nach Absetzen der Therapie reversibel. In klinischen Studien mit Mirtazapin-Filmtabletten wurde ebenfalls vereinzelt über das Auftreten einer reversiblen Agranulozytose berichtet. Der behandelnde Arzt sollte deshalb auf Symptome wie Fieber, Halsentzündung, Stomatitis oder andere Anzeichen einer Infektion achten, bei Auftreten dieser Symptome die Behandlung sofort abbrechen und ein Differentialblutbild anfertigen.
Eine sorgfältige Dosierung sowie engmaschige Kontrollen sind notwendig bei Patienten mit:
· Epilepsie und hirnorganischem Psychosyndrom; die vorliegenden klinischen Erfahrungen mit Mirtazapin-Filmtabletten weisen darauf hin, daß unter Behandlung mit Mirtazapin-Filmtabletten selten Anfälle auftraten;
· Leber- oder Niereninsuffizienz;
· Herzerkrankungen wie Erregungsleitungsstörungen, Angina pectoris und vorausgegangenem Herzinfarkt, bei denen die üblichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden und die Begleitmedikation vorsichtig dosiert werden sollte;
· Hypotonie.
Wie bei anderen Antidepressiva ist besondere Vorsicht geboten bei Patienten mit:
· Miktionsstörungen wie z.B. Prostatahypertrophie, (obwohl nachteilige Wirkungen nicht zu erwarten sind, da Mirtazapin nur eine sehr schwache anticholinerge Aktivität besitzt);
· akutem Engwinkelglaukom und erhöhtem Augeninnendruck (auch hier besteht, aufgrund der sehr schwachen anticholinergen Aktivität, nur eine geringe Wahrscheinlichkeit für das Auftreten unerwünschter Wirkungen);
· Diabetes mellitus.
Bei Auftreten von Gelbsucht sollte die Behandlung abgebrochen werden.
Wie bei anderen Antidepressiva sollte weiterhin folgendes des beachtet werden:
· Unter der Behandlung mit Antidepressiva können sich bei Patienten mit schizophrenen oder anderen psychotischen Störungen die psychotischen Symptome verschlechtern, paranoide Wahnvorstellungen können sich verstärken.
· Bei der Behandlung der depressiven Phase einer manisch-depressiven Erkrankung kann diese in die manische Phase übergehen. Aufgrund der Suizidgefahr sollte, insbesondere zu Beginn der Behandlung, nur eine beschränkte Anzahl von Tabletten an die Patienten ausgehändigt werden.
· Obwohl Antidepressiva nicht suchterzeugend sind, kann das plötzliche Absetzen nach längerer Behandlung zu Schwindel, Kopfschmerzen und Unwohlsein führen.
· Ältere Patienten reagieren oft stärker, insbesondere hinsichtlich der Nebenwirkungen von Antidepressiva. In klinischen Prüfungen haben Mirtazapin-Filmtabletten die Nebenwirkungsrate bei älteren Patienten im Vergleich zu anderen Altersgruppen nicht erhöht. Die bisherigen Erfahrungen sind jedoch beschränkt.
Mirtaron-Filmtabletten enthalten 198 mg Laktose.
4.5. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln:
· In-vitro-Ergebnisse weisen darauf hin, daß Mirtazapin ein sehr schwach kompetitiver Hemmstoff der Zytochrom P450 Enzyme CYP1A2, CYP2D6 und CYP3A ist.
Mirtazapin wird hauptsächlich durch CYP2D6 und CYP3A und nur zu einem geringeren Teil durch CYP1A2 metabolisiert. In einer Wechselwirkungsstudie mit gesunden Probanden wurde kein Einfluß von Paroxetin, einem CYP2D6 Hemmstoff, auf die Pharmakokinetik von Mirtazapin im steady state festgestellt. Die Auswirkungen eines CYP3A Hemmstoffs auf die Pharmakokinetik von Mirtazapin in vivo sind nicht bekannt. Vorsicht ist angebracht, wenn starke CYP3A Hemmstoffe, wie H1V-Proteasehemmer, Azol-Antimykotika, Erythromycin oder Nefazodon gleichzeitig mit Mirtazapin angewendet werden. Carbamazepin induziert CYP3A und erhöhte die Mirtazapin-Ausscheidung um ca. das Zweifache, mit der Folge einer Erniedrigung der Plasmaspiegel um 45 - 60%. Wenn Carbamazepin oder ein anderer Stoff, der den Wirkstoffmetabolismus beschleunigt (wie z.B. Rifampicin oder Phenytoin), während der Behandlung mit Mirtazapin zusätzlich angewendet wird, muß die Mirtazapin-Dosis gegebenenfalls erhöht werden. Wenn die gleichzeitige Behandlung mit einem solchen Arzneimittel beendet wird, muß die Mirtazapin-Dosis gegebenenfalls erniedrigt werden. Die Bioverfügbarkeit von Mirtazapin wird um mehr als 50% erhöht, wenn gleichzeitig Cimetidin angewendet wird. Die Mirtazapin-Dosis muß gegebenenfalls erniedrigt werden, wenn eine gleichzeitige Cimetidin-Behandlung begonnen wird, und erhöht werden, wenn diese beendet wird.
ln in-vivo-Wechselwirkungsstudien beeinflußte Mirtazapin die Pharmakokinetik von Risperidon oder Paroxetin (CYP2D6 Substrate), Carbamazepin (CYP3A4 Substrat), Amitriptylin und Cimetidin nicht. Relevante klinische Auswirkungen oder Änderungen der Pharmakokinetik wurden am Menschen bei gleichzeitiger Anwendung von Mirtazapin und Lithium nicht beobachtet.
· Mirtazapin kann die zentral dämpfende Wirkung von Alkohol verstärken. Den Patienten soll daher dringend empfohlen werden, während der Behandlung mit Filmtabletten keinen Alkohol zu sich zu nehmen.
· Mirtazapin-Filmtabletten sollen nicht gleichzeitig oder innerhalb von 2 Wochen nach Beendigung der Therapie mit MAO-Hemmern angewendet werden.
· Mirtazapin kann die sedierende Wirkung von Benzodiazepinen verstärken. Bei gleichzeitiger Anwendung ist entsprechende Vorsicht geboten.
4.6. Schwangerschaft und Stillzeit:
Tierexperimentelle Untersuchungen zeigen keine teratogenen Effekte. Da beim Menschen jedoch keine Erfahrungen über die Sicherheit der Anwendung während der Schwangerschaft vorliegen, sollten Mirtazapin-Filmtabletten während der Schwangerschaft nur bei strenger medizinischer Indikationsstellung angewendet werden.
Obwohl tierexperimentelle Untersuchungen zeigen, daß Mirtazapin nur in sehr geringen Mengen in die Muttermilch ausgeschieden wird, kann eine Anwendung während der Stillzeit nicht empfohlen werden, da beim Menschen entsprechende Daten nicht vorliegen.
4.7. Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen:
Mirtazapin-Filmtabletten können die Konzentrationsfähigkeit und Wachsamkeit beeinträchtigen. Patienten, die mit Antidepressiva behandelt werden, sollten Arbeiten meiden, die potentiell gefährlich sind und Wachsamkeit sowie eine gute Konzentrationsfähigkeit erfordern, wie z.B. das Fahren eines Autos oder das Bedienen von Maschinen.
4.8. Nebenwirkungen:
Depressive Patienten zeigen eine Reihe krankheitsbedingter Symptome. Es fällt daher bisweilen die Zuordnung der Symptome - krankheitsbedingt oder Nebenwirkung - schwer. Die häufigsten Nebenwirkungen bei der Behandlung mit Mirtazapin-Filmtabletten sind:
· verstärkter Appetit und Gewichtszunahme
· Müdigkeit und Benommenheit (was zu eingeschränkter Konzentration führen kann); dies tritt im allgemeinen während der ersten Wochen der Behandlung auf. (Anmerkung: Eine Verringerung der Dosis hat in der Regel keine geringere Sedierung zur Folge, gefährdet aber die erwünschte antidepressive Wirkung).
· Ödeme in Verbindung mit Gewichtszunahme
· Schwindelgefühl
· Kopfschmerzen.
Ferner können auftreten:
· (orthostatische) Hypotonie
· Manie
· epileptische Anfälle, Tremor, Muskelzuckungen
· akute Knochenmarksdepression (Eosinophilie, Granulozytopenie, Agranulozytose, aplastische Anämie, Thrombozytopenie (siehe auch Abschnitt Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung),
· Erhöhung der Transaminasen
· Exantheme
· Parästhesie.
4.9. Überdosierung:
Die bisherigen begrenzten Erfahrungen mit der alleinigen Überdosierung von Mirtazapin-Filmtabletten haben gezeigt, daß gewöhnlich nur milde Symptome auftreten. Berichtet wurde über eine Dämpfung des zentralen Nervensystems mit Desorientierung und verlängerter Sedierung, verbunden mit Tachykardie und leichter Erhöhung oder Erniedrigung des Blutdrucks. Im Falle einer Überdosierung sollte der Magen entleert werden. Anschließend steht die symptomatische Behandlung eventuell gestörter Vitalfunktionen im Vordergrund
5. Pharmakologische Eigenschaften:
Mirtaron (Mirtazapin) ist ein Antidepressivum, das zur Behandlung von depressiven Erkrankungen angewendet werden kann. Bei Vorliegen von Symptomen wie Anhedonie, Beeinträchtigung der Psychomotorik, Schlafstörungen (frühes Erwachen) und Gewichtsverlust ist die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolges erhöht. Weitere Symptome sind: Interesselosigkeit, Suizidgedanken und Stimmungsschwankungen (positivere Stimmung am Abend als am Morgen). Die Wirkung von Mirtazapin tritt im allgemeinen nach einer Therapiedauer von 1 - 2 Wochen ein.
5.1. Pharmakodynamische Eigenschaften:
Mirtazapin ist ein zentral wirksamer präsynaptisch angreifender a2-Antagonist, der die zentrale noradrenerge und serotonerge Übertragung verstärkt, wobei die Verstärkung der serotonergen Übertragung spezifisch durch 5-HT1-Rezeptoren vermittelt wird, da die 5-HT2- und 5-HT3-Rezeptoren durch Mirtazapin blockiert werden. Vermutlich tragen beide Enantiomere von Mirtazapin zur antidepressiven Wirkung bei, das S(+)-Enantiomer durch Blockade der a2- und 5 HT2-Rezeptoren und das R(-)-Enantiomer durch Blockade der 5 HT3-Rezeptoren. Die Histamin-H1-antagonistische Wirkung von Mirtazapin ist verantwortlich für seine sedierenden Eigenschaften.
Mirtazapin wird im allgemeinen gut vertragen. Es besitzt praktisch keine anticholinerge Wirkung und hat, in therapeutischen Dosen, nahezu keinen Einfluß auf das kardiovaskuläre System.
5.2. Pharmakokinetische Eigenschaften:
Nach oraler Gabe von Mirtazapin-Filmtabletten wird der wirksame Bestandteil Mirtazapin rasch und gut aufgenommen (Bioverfügbarkeit ca. 50%), maximale Plasmaspiegel werden nach etwa 2
Stunden erreicht. Die Plasmaproteinbindung von Mirtazapin beträgt ca. 85%. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 20-40 Stunden; wobei gelegentlich auch längere Halbwertszeiten, bis zu 65 Stunden gemessen wurden. Kürzere Halbwertszeiten wurden bei jüngeren Männern gefunden. Die Eliminationshalbwertszeit rechtfertigt die Empfehlung zur Einmalgabe. Der Steady state wird nach 3 - 4 Tagen erreicht, danach folgt keine weitere Akkumulation. Innerhalb des empfohlenen Dosisbereiches zeigt Mirtazapin eine lineare Kinetik. Die gleichzeitige Aufnahme von Nahrungsmitteln hat keinen Einfluß auf die Pharmakokinetik von Mirtazapin.
Mirtazapin wird in hohem Maße metabolisiert und innerhalb von wenigen Tagen über Urin und Faeces ausgeschieden.
Die Biotransformation erfolgt hauptsächlich über Demethylierung und Oxidation, gefolgt von einer Konjugation. In-vitro-Daten mit menschlichen Lebermikrosomen weisen darauf hin, daß die Zytochrom P 450 Enzyme CYP2D6 und CYP1A2 an der Bildung des 8-Hydroxy-Metaboliten von Mirtazapin beteiligt sind und CYP3A4 für die Bildung der N-Demethyl- und N-Oxid-Metaboliten verantwortlich ist. Der Demethyl-Metabolit ist pharmakologisch aktiv und zeigt das gleiche pharmakokinetische Profil wie die Muttersubstanz.
Bei Leber- oder Niereninsuffizienz kann die Clearance von Mirtazapin verringert sein.
5.3. Präklinische Daten zur Sicherheit:
In Studien zur chronischen Toxizität und in Studien zur Reproduktionstoxizität zeigte Mirtazapin keine relevanten Wirkungen. Mirtazapin war nicht genotoxisch in einer Reihe von Tests zur Genmutation sowie zur Chromosomen- und DNA-Schädigung, Tumoren, die Karzinogenitätsstudien auftraten, werden als Spezies-spezifische, nicht genotoxische Befunde eingestuft, wie sie bei Tieren unter Langzeitbehandlung mit höheren Dosen leberenzyminduzierender Substanzen auftreten.
6. Pharmazeutische Angaben:
6.1. Hilfsstoffe:
Laktose-Monohydrat, Maisstärke, Hydroxypropylcellulose, hochdisperses Siliziumdioxid, Magnesiumstearat, Opadry beige (Hydroxypropylmethylcellulose, Titandioxid (E171), Polyethylenglykol 8000, Eisenoxid rot, gelb, schwarz (E172)).
6.2. Inkompatibilitäten:
Nicht zutreffen.
6.3. Dauer der Haltbarkeit:
1 Jahr
6.4 Besondere Lagerungshinweise:
Nicht über 25°C lagern. In der Originalverpackung aufbewahren.
6.5. Art und Inhalt des Behältnisses:
Blisterpackung aus PVC-PVDC/Alu mit 30 Filmtabletten
6.6. Hinweise für die Handhabung:
Keine besonderen Hinweise.
7. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers:
Interpharm ProduktionsgmbH, Dr.Karl Lueger-Ring 6, 1010 Wien
8. Zulassungsnummer: 1-25036
9. Datum der Zulassung/Verlängerung der Zulassung: 7.August 2003
10. Stand der Information: 8/2003
11. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht:
Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten.
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