Fachinformation
(Zusammenfassung der Produkteigenschaften)
1. Bezeichnung des Arzneimittels
CEREBRYL® 800 mg-Filmtabletten
2. Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge)
1 Filmtablette enthält 800 mg Piracetam.
Hilfsstoffe: siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Weiße Filmtabletten mit einseitiger Snap-Tab Kerbe.
4. Klinische Angaben
4.1. Anwendungsgebiete
Erwachsene:
· Zur symptomatischen Behandlung des psycho-organischen Syndroms.
· Zur Behandlung des kortikalen Myoclonus, entweder als Monotherapie oder in Kombination.
4.2. Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Dosierung richtet sich nach der Schwere des Krankheitsbildes und dem Ansprechen des Patienten auf die Therapie.
Im Folgenden sind die Tagesdosen für die einzelnen Indikationen aufgeführt:
Symptomatische Behandlung des psycho-organischen Syndroms:
Die empfohlene Dosierung beträgt zwischen 2,4 g und 4,8 g. Die empfohlene Tagesdosis kann auf 2 bis 3 Einzeldosen am Tag verteilt werden.
Behandlung des Myoclonus kortikalen Ursprungs:
Die Tagesdosis sollte mit 7,2 g beginnen und alle 3 bis 4 Tage um 4,8 g gesteigert werden, bis die Maximaldosis
von 24 g erreicht ist. Diese sollte in 2 bis 3 Einzelgaben verabreicht werden.
Bei Behandlung mit anderen Arzneimitteln sollte zunächst die Dosierung beibehalten werden. Abhängig von
einer klinischen Besserung sollte die Dosierung der zusätzlichen Arzneimittel nach Möglichkeit reduziert werden.
Die Behandlung mit Piracetam sollte für die Dauer der cerebralen Erkrankung beibehalten werden.
Das individuelle Ansprechen auf die Medikation kann nicht vorausgesagt werden.
Der optimale Effekt einer Therapie mit CEREBRYL® lässt sich in der Regel nach 6 - 12 Wochen sichern. Die Behandlungsdauer bei der Behandlung chronischer Erkrankungen sollte bis zur Wirksamkeitsbeurteilung mindestens acht Wochen betragen.
Bei Patienten mit akuten Episoden, kann nach einiger Zeit eine spontane Besserung auftreten. Es sollte daher versucht werden, die medikamentöse Behandlung alle 6 Monate zu verringern oder abzubrechen. Zu diesem Zweck sollte die Dosierung von Piracetam alle 2 Tage (im Falle eines Lance und Adams Syndroms alle 3 bis 4 Tage, da sonst die Gefahr eines plötzlichen Rückfalls oder von Entzugsanfällen besteht) um 1,2 g reduziert werden.
Dosisanpassung für ältere Patienten:
Eine Dosisanpassung für ältere Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion wird empfohlen (siehe weiter unten: "Dosisanpassung für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion"). Bei einer Langzeitbehandlung älterer Patienten ist eine regelmäßige Überwachung der Kreatininclearance erforderlich, um gegebenenfalls eine Dosisanpassung durchzuführen.
Dosisanpassung für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion:
Die Tagesdosis muss individuell auf die Nierenfunktion abgestimmt werden (siehe Tabelle). Die Kreatininclearance (CLcr) kann aus dem Serumkreatinin-Wert mit Hilfe der folgenden Formel abgeschätzt werden:
[140-Alter (Jahre)] x Gewicht (Kilogramm)
CLcl (ml/min) =
72 x Serumkreatinin (mg/dl)
Kreatininclearance (ml/min) Dosierung
NormalMildMittelschwerSchwerEndstadium >8050-7930-49<30--- Übliche Tagesdosis, verteilt auf 2 - 4 Einzelgaben/Tag2/3 der üblichen Tagesdosis, verteilt auf 2 - 3 Einzelgaben/Tag1/3 der üblichen Tagesdosis, verteilt auf 2 Einzelgaben/Tag1/6 der üblichen Tagesdosis, einmalige Gabe/Tagkontraindiziert
Zur empfohlene Dosisanpassung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist der im Handel erhältliche CEREBRYL® 200 mg/ml-Saft besonders gut geeignet.
Dosisanpassung für Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion:
Es ist keine Dosisanpassung notwendig, wenn die Einschränkung der Leberfunktion einzeln vorliegt. Ist diese mit einer eingeschränkten Nierenfunktion kombiniert, wird eine Dosisanpassung empfohlen (siehe weiter oben: "Dosisanpassung für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion").
Art der Anwendung
Zum Einnehmen. Filmtabletten am besten unzerkaut mit etwas Wasser unabhängig von den Mahlzeiten einnehmen.
4.3. Gegenanzeigen
- Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile des Präparates.
- Patienten mit zerebraler Blutung.
- Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion im Endstadium.
4.4. Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Vor Behandlungsbeginn sollte geklärt werden, ob eine spezifisch zu behandelnde Grunderkrankung vorliegt.
Aufgrund des Einflusses von Piracetam auf die Thrombozytenaggregation (siehe 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften), wird bei Patienten mit zugrundeliegender Erkrankung der Blutgerinnung, größeren chirurgischen
Eingriffen oder starken Blutungen zu Vorsicht geraten.
Piracetam wird über die Niere ausgeschieden, daher ist bei Niereninsuffizienz Vorsicht geboten.
Bei der Langzeitbehandlung von älteren Patienten ist eine regelmäßige Bestimmung der Kreatininclearance
erforderlich, um nötigenfalls eine Dosisanpassung durchführen zu können.
Bei Myoclonus-Patienten sollte eine plötzliche Unterbrechung der Behandlung vermieden werden, da dies ein
abruptes Wiederausbrechen der Symptome oder Entzugsanfälle auslösen kann.
4.5. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
Das Interaktionspotential von Piracetam und eine daraus resultierende Beeinflussung der Pharmakokinetik dieser Substanz ist unwahrscheinlich, da ca. 90% der Dosis von Piracetam unverändert über die Nieren ausgeschieden
wird.
· Aufgrund des Wirkmechanismus können synergistische Wechselwirkungen mit anderen ZNS-stimulierenden Medikamenten (wegen Verstärkung der Hyperkinese) sowie mit Schilddrüsenpräparaten auftreten.
· Unter CEREBRYL® kann es zur Wirkungsverstärkung von Antikoagulantien vom Cumarin-Typ kommen.
· Bis jetzt wurden keine Wechselwirkungen mit folgenden antiepileptischen Substanzen bekannt:
· Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital und Valproatsäure.
Gleichzeitige Verabreichung von Alkohol hatte keine Auswirkung auf die Serumkonzentration von Piracetam und Alkoholspiegel wurden durch eine orale Gabe von 1,6 g Piracetam nicht beeinflusst.
4.6. Schwangerschaft und Stillzeit
Untersuchungen am Tier zeigten weder direkte noch indirekte schädigenden Wirkung auf die Schwangerschaft,
embryonale/fötale Entwicklung, Geburt oder frühkindliche Entwicklung.
Ausreichende Daten zur Verabreichung von Piracetam bei schwangeren Frauen liegen nicht vor. Piracetam ist placentagängig und geht auch in die Muttermilch über. Blutspiegel beim Neugeborenen betragen ca. 70 - 90% der Blutspiegel der Mutter. Piracetam sollte während der Schwangerschaft nicht verabreicht werden, wenn es
nicht unbedingt notwendig ist.
Piracetam sollte daher während der Stillzeit nicht verabreicht werden; wenn in der Stillzeit eine Anwendung von CEREBRYL® erforderlich ist, sollte abgestillt werden.
4.7. Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird.
4.8. Nebenwirkungen
CEREBRYL® wird im allgemeinen gut vertragen. In Klinischen Studien traten jedoch einige Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Piracetam in größeren Häufigkeit als unter einer Behandlung mit Placebo auf.
Die Angaben der folgenden Tabelle beziehen sich auf Daten von 3017 mit Piracetam behandelten Patienten versus 2850 mit Placebo behandelten Patienten:
Häufig(> 1%, < 10%) Selten(> 0,1%, < 1%)
Nebenwirkung Piracetam Placebo Piracetam Placebo
HyperkinesieGewichtszunahmeNervösitätSomnolenzDepressionAsthenie 1,72 %1,29 %1,13 % 0,42 %0,39 %0,25 % 0,96 %0,83 %0,23% 0,25 %0,21 %0,00 %
In der Zeit nach der Zulassung wurden folgende Nebenwirkungen beobachtet, zu denen allerdings keine verlässlichen Angaben zur Häufigkeit ihres Auftretens gemacht werden können:
· Ohr- und Labyrinth: Vertigo
· Gastrointestinal: Bauchschmerzen, Oberbauchschmerzen, vermehrter Speichelfluss, Durchfall, Erbrechen, Übelkeit, Mundtrockenheit
· Immunsystem: anaphylaktische Reaktionen, Hypersensitivität
· Nervensystem: Ataxie, Gleichgewichtsstörungen, gehäufte epileptische Anfälle, Kopfschmerzen, Schlafstörungen
· Psychiatrie: Agitation, Angst, Verwirrung, Halluzinationen, Aggressivität, sexuelle Reizzustände
· Haut- und subkutanes Gewebe: angioneurotisches Ödem, Dermatitis, Juckreiz, Urtikaria
· Stoffwechsel: Gesteigerter Appetit
· Vaskulär: Blutdrucksenkung oder -steigerung
4.9. Überdosierung
Symptome:
Nach einer oralen Einnahme von 75 g pro Tag wurde von einem Fall mit blutigem Durchfall und Bauchschmerzen berichtet. Die Symptome wurden aber höchstwahrscheinlich von der äußerst hohen Dosis an Sorbitol in der verwendeten Darreichungsform hervorgerufen.
Kein anderer Fall ist bekannt, der auf zusätzlichen Nebenwirkungen bei Überdosierungen hinweisen würde.
Behandlung bei Überdosierung:
Bei akuter, signifikanter Überdosierung besteht die Möglichkeit einer Leerung des Magens durch Spülung oder durch Hervorrufen von Erbrechen. Es gibt kein spezifisches Antidot für Piracetam. Die Behandlung erfolgt ausschließlich symptomatisch und kann auch Hämodialyse einschließen. Der Extraktionskoeffizient für Piracetam ist 50 - 60%.
5. Pharmakologische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Nootropika
ATC-Code: N06BX03
5.1. Pharmakodynamische Eigenschaften
Verfügbare Daten zeigen, dass der Wirkmechanismus von Piracetam weder zell- noch organspezifisch ist. Piracetam bindet physikalisch in dosisabhängiger Weise an die polaren Köpfe der Phospholipidmembrane und verursacht damit eine Wiederherstellung der lamellären Strukturen, die durch eine Bildung beweglicher Substanz-Phospholipid-Komplexe charakterisiert ist. Das scheint der Grund für eine verbesserte Membranstabilität zu sein, die zu einer Beibehaltung oder Wiederherstellung der dreidimensionalen Struktur oder dem Aufbau durch
Membran- und Transmembranproteine führt.
Piracetam zeigt neuronale und vaskuläre Effekte.
Auf der neuronalen Ebene zeigt CEREBRYL® seine Membranaktivität auf verschiedene Weise.
In Tiermodellen unterstützt Piracetam verschiedene von Arten der Neurotransmission, vor allem durch
postsynaptische Modulation der Rezeptordichte und -aktivität.
In Tiermodellen sowie bei Studien am Menschen wurden die Funktionen der kognitiven Prozesse wie Lernen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Bewusstsein sowohl bei Probanden als auch bei vermindertem
Gesundheitszustand verbessert, ohne die Entwicklung sedierender oder psychostimulierender Effekte.
Piracetam zeigt seinen hämorrheologischen Effekt an Blutplättchen, roten Blutzellen und Gefäßwänden indem die Erythrozytenverformbarkeit erhöht wird. Gleichzeitig werden die Plättchenaggregation, die Erythrozytenadhäsion an die Gefäßwände und kapilläre Vasospasmen verringert.
Eine Studie an Probanden hat keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen Piracetam (in einer Dosierung bis zu 12g zweimal täglich) und Placebo hinsichtlich Hämostase und Blutungszeit gezeigt.
5.2. Pharmakokinetische Eigenschaften
Das pharmakokinetische Profil von Piracetam ist linear und zeitabhängig mit niedriger intersubjektiver Variabilität über einen breiten Dosisbereich. Dies führt durch die hohe Permeabilität, hohe Löslichkeit und minimale Metabolisation von Piracetam zurück.
Die Plasmahalbwertszeit von Piracetam beträgt 5 Stunden. Bei älteren Patienten kann es zu einer erhöhten Plasmahalbwertszeit kommen (vorwiegend wegen Nierenfunktionsstörung). Steady state Plasmakonzentrationen werden innerhalb von 3 Tagen erreicht.
Aufnahme:
Piracetam wird bei oraler Applikation schnell und nahezu vollständig resorbiert. Die maximale Plasmakonzentration wird nach 60 Minuten erreicht. Die absolute Bioverfügbarkeit von Piracetam ist nahezu 100%. Nach einer einzelnen oralen Dosis von 3,2 g betrug die Plasmakonzentration von Piracetam 84 µg/ml und
115 µg/ml bei den darauffolgenden Verabreichungen.
Verteilung:
Piracetam wird nicht an Plasmaproteine gebunden. Das Verteilungsvolumen beträgt ca. 0,6 l/kg. Piracetam passiert die Bluthirnschranke. In cerebrospinaler Flüssigkeit wurde Piracetam 5 Stunden nach der Erstdosierung
gemessen. Die Halbwertszeit betrug hier ca. 8,5 Stunden.
Biotransformation:
Piracetam wird nicht metabolisiert.
Elimination:
Die Plasmaeliminationshalbwertszeit von Piracetam beträgt bei Erwachsenen ca. 5 Stunden, entweder nach intravenöser oder oraler Verabreichung. Die Clearance beträgt 80 - 90 ml/min. Piracetam wird hauptsächlich (80 - 100% der Dosis) über den Harn ausgeschieden.
Linearität:
Die Pharmakokinetik von Piracetam ist linear bei einer Dosis zwischen 0,8 - 12 g.
5.3. Präklinische Daten zur Sicherheit
Die präklinischen Daten ergaben, basierend auf üblichen Studien zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei wiederholter Gabe, Genotoxizität und Karzinogenität keinen Hinweis auf besondere Risiken für den Menschen.
Reproduktionstoxikologische Studien ergaben keinen Hinweis, dass Piracetam ernste negative Effekte auf die Fertilität und reproduktive Leistung bei Ratten hat. Piracetam ist nicht teratogen.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1. Hilfsstoffe
1 Filmtablette enthält:
Lactose-Monohydrat, mikrokristalline Cellulose, Kartoffelstärke, Magnesiumstearat, Crospovidon, Hypromellose, Macrogol 6000, Propylenglykol, Polysorbat 80, Titandioxid (E171), Talcum
6.2. Inkompatibilitäten
Keine bekannt.
6.3. Dauer der Haltbarkeit
60 Monate
6.4. Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 25°C lagern, Lichtschutz erforderlich.
6.5. Art und Inhalt des Behältnisses
PVC-Aluminiumblister mit 30 und 60 Stück.
6.6. Hinweise für die Handhabung
Keine.
7. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers
F.Joh.Kwizda Ges.m.b.H., 1010 Wien
8. Zulassungsnummer
1-19369
9. Datum der Zulassung/Verlängerung der Zulassung
04.06.1991 / 04.06.1999
10. Stand der Information
September 2003
11. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht
Rezept- und apothekenpflichtig
|