Dilzem parenteral 100 mg - Trockenstechampullen mit Lösungsmittel
Arzeiform: Trockensubstanz
Z.Nr.: 1-18795
Hersteller: Gödecke AG, Berlin, Deutschland
Zulassungsinhaber: Elan Pharma International Ltd, Shannon, Irland
Vertrieb:
Elan Pharma GmbH
Rosenkavalierplatz 8
81925 München
Deutschland
F.Joh.Kwizda Ges.m.b.H.
Dr. Karl Lueger Ring 6
1010 Wien
Österreich
Zusammensetzung
1 Trockenstechampulle enthält 100 mg Diltiazemhydrochlorid.
1 Lösungsmittelampulle enthält 20 ml Wasser für Injektionszwecke.
Eigenschaften und Wirksamkeit
Diltiazem, ein Benzothiazepinderivat, gehört zur Substanzgruppe der Calciumantagonisten. Der Wirkungsmechanismus beruht auf der Hemmung des Calciumeinstromes in die Zellen des Herzmuskels (Arbeitsmyokard sowie Erregungsbildungs- und -leitungssystem) und der glatten Gefäßmuskulatur.
Der antianginöse Effekt wird durch Dilatation und Spasmolyse der Koronararterien (Verbesserung der Sauerstoffversorgung) und durch Reduktion der Nachlast (Senkung des Sauerstoffverbrauches des Myokards) erreicht.
Die antiarrhytmische Wirkung beruht vor allem auf einer Hemmung der Erregungsleitung im AV-Knoten.
Hinweis:
Rascher Wirkungseintritt nach i.v. Applikation mit Wirkungsmaximum nach 5 - 20 Min;
Wirkdauer ca. 60 Minuten.
Pharmakokinetik:
Der Plasmaspiegelverlauf nach intravenöser Applikation von Diltiazem läßt sich mit einem Dreikompartimentmodell beschreiben. Das Verteilungsvolumen des zentralen Kompartiments (VC) beträgt 0,9 ± 0,4 l/kg, das gesamte Verteilungsvolumen nach rasch erfolgender Gleichgewichtseinstellung (VSS) 5,2 ± 2,4 l/kg. Als Halbwertszeiten der Elimination wurden für die a - Phase 0,1, für die ß - Phase 2,1 und für die µ - Phase 9,8 Stunden ermittelt.
Untersuchungen zur Proteinbindung zeigten, daß Diltiazem zu ca. 80 % an Humanserumproteine gebunden wird. Die Proteinbindung wurde nicht durch die Anwesenheit anderer Pharmaka im therapeutischen Konzentrationsbereich (Digoxin, Hydrochlorothiazid, Propranolol, Phenylbutazon, Salicylsäure, Indometacin, Phenytoin, Warfarin oder Tolbutamid) beeinflußt. Diltiazem unterliegt im menschlichen Organismus einer intensiven Umwandlung, die zur Abschwächung oder zum vollständigen Verlust der pharmakologischen Wirkung führt. Im Urin wird unverändertes Diltiazem nur zu 0,2 - 4 % der Dosis wiedergefunden. Wegen der hohen Metabolisierungskapazität der Leber ist erst bei Vorliegen einer schweren Leberschädigung mit einer verzögerten Biotransformation zu rechnen.
Anwendungsgebiete
Akutbehandlung des schweren Angina-pectoris-Anfalls.
Vorbeugung von Koronarspasmen während Koronarangiographie oder Bypass-Operation.
Paroxymale supraventrikuläre Tachykardie.
Zur Senkung der Kammerfrequenz bei Vorhofflimmern oder -flattern mit schneller Überleitung (außer bei WPW-Syndrom).
Art der Anwendung
Nach Auflösen zur i.v. Injektion bzw. nach weiterem Verdünnen zur Infusion.
Das Lösungsmittel wird mit einer sterilen Spritze entnommen und in die Injektionsflasche injiziert. Die Auflösung erfolgt durch kurzes Schütteln. Die frisch zubereitete, klare Lösung wird injiziert oder mit geeigneten Infusionslösungen (physiologische NaCl-Lösung, Fructose-Lösung, Glucose-Lösung, Ringer-Lactat-Lösung, Plasmaexpander-Lösungen, wie Rheofusin) zur Infusion verdünnt.
Dosierung
Dilzem 100 mg Stechampullen sind zur höher dosierten i.v.- Injektion bzw. für die Infusion vorgesehen.
Zur i.c. und niedrig dosierten i.v. Injektion stehen Dilzem 10 mg Stechampullen zur Verfügung.
Es gelten folgende Dosierungsrichtlinien
0,3 mg Diltiazem/kg Körpergewicht langsam über 2 - 3 Minuten injizieren. Gegebenenfalls kann die Dosis nach 30 Minuten wiederholt werden.
Falls erforderlich, kann zur Aufrechterhaltung des therapeutischen Effekts im Anschluß an die intravenöse Injektion eine Dauertropfinfusion erfolgen. Die Dosierung der Infusion soll indivi-duell dem Krankheitsbild entsprechend angepaßt werden. Dementsprechend empfiehlt sich eine Dosierung von 0,2 bis 1 mg/min (0,0028 - 0,014 mg/kg/min).
Bei Dauerinfusion soll eine Gesamtdosis von 300 mg pro Tag nicht überschritten werden.
Gegenanzeigen
Dilzem 100 mg darf nicht angewandt werden bei Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile des Präparates, bei kardiogenem Schock (außer arrhythmiebedingt), kompliziertem frischem Herzinfarkt, dekompensierter Herzinsuffizienz, Sinusknotensyndrom, Über-leitungsstörungen (sinuatrialer oder atrioventrikulärer Block II. und III. Grades mit Ausnahme von Patienten mit Herzschrittmachern), Bradykardie (Puls unter 55 Schläge pro Minute) sowie bei gleichzeitiger i.v. Gabe von ß-Blockern.
Bei Patienten mit leichten atrioventrikulären Erregungsleitungsstörungen (AV-Block I. Grades), intraventrikulären Leitungsstörungen (z.B. Links- oder Rechtsschenkelblock) oder ausgeprägt niedrigem Blutdruck (schwere hypotone Zustände) ist bei der Behandlung mit Dilzem 100 mg Vorsicht geboten. Nicht auszuschließen ist, daß es bei Vorliegen eines WPW-Syndroms mit gleichzeitigem Vorhofflimmern bzw. -flattern unter der Behandlung mit Dilzem 100 mg zu einer Beschleunigung der Kammerfrequenz (Kammertachykardie) kommt.
Schwangerschaft und Stillperiode
Während der Schwangerschaft und der Stillperiode darf Diltiazem nicht angewendet werden. Bei Frauen im gebärfähigen Alter soll daher vor einer Diltiazem-Behandlung eine mögliche Schwangerschaft ausgeschlossen werden.
Nebenwirkungen
Unter der Behandlung mit Dilzem 100 mg kann es, besonders im höheren Dosisbereich und/oder bei entsprechender Vorschädigung des Herzens, zu einer Verlangsamung des Herzschlages (Bradykardie), Überleitungsstörungen (sinuatriale oder AV-Blockierung), Abnahme des Herzminutenvolumens oder stärkerem Blutdruckabfall (Hypotonie) kommen. Selten kann es zum Auftreten von Kopfschmerzen kommen.
Nach Einnahme von Diltiazem in Tablettenform sind außerdem gelegentlich Nebenwirkungen wie gastrointestinale Beschwerden, Müdigkeit, Schwindel oder Pruritus mit oder ohne Hautausschlag, im höheren Dosisbereich auch Knöchel- bzw. Beinödeme aufgetreten.
In Einzelfällen wurden beobachtet:
Anstieg von alkalischer Phosphatase, SGOT, SGPT, Gamma-GT, LDH; Photosensibilität.
Bei langdauernder Einnahme kann sich sehr selten eine Gingivahyperplasie entwickeln (Mundhygiene beachten).
In einzelnen Fällen wurden im Zusammenhang mit einer Diltiazem-Therapie Parästhesien, Hyperaktivität, manische Zustandsbilder, verlängerte Blutungszeit, Gelenksteifigkeit und Gelenkschmerzen sowie Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut (u.a. Erythema multiforme) beobachtet. Ein ursächlicher Zusammenhang mit der Einnahme von Diltiazem ist jedoch bisher nicht erwiesen.
In jeweils 1 Fall weltweit wurde über eine allergische Hepatitis, eine Lymphadenopathie und Hepatosplenomegalie mit makulopapulösem Exanthem, sowie eine Leukopenie berichtet. Ein Kausalzusammenhang zur Diltiazem-Medikation konnte in diesen Fällen ebenfalls nicht sicher hergestellt werden.
Es ist nicht auszuschließen, daß die unter oraler Dilzem-Medikation gesehenen Nebenwirkungen auch unter Dilzem 100 mg auftreten könnten.
Wechselwirkungen
Dilzem 100 mg wirkt hemmend auf das Erregungsleitungssystem des Herzens, insbesondere auf die AV-Überleitung. Deshalb kann es bei gleichzeitiger Gabe von Dilzem 100 mg und Arzneimitteln, die dämpfend auf die Herzfunktion wirken und/oder die Erregungsleitung im Herzen (AV-Überleitung) hemmen, wie z.B. ß-Blocker, andere Calcium-Antagonisten mit depressiver Wirkung auf den AV-Knoten, Antirhythmika oder Herzglykoside sowie bestimmte Inhalationsanästhetika zu einer Wirkungsverstärkung (höhergradige AV-Blockierung, Senkung der Herzfrequenz, verstärkte Blutdrucksenkung, evtl. Auftreten einer Herzinsuffizienz) kommen. Insbesondere bei Patienten, die unter einer oralen Therapie mit ß-Blockern stehen, ist auf die oben angegebenen additiven Effekte zu achten und eine Verabreichung von Dilzem 100 mg kritisch abzuwägen.
In diesem Fall darf die Anwendung von Dilzem 100 mg nur unter EKG-Kontrolle auf der Intensiv- oder Überwachungsstation erfolgen. Dabei sollte die Möglichkeit einer raschen Schrittmachertherapie gegeben sein.
Bei gleichzeitiger akuter Verabreichung von Dilzem 100 mg und Herzglykosiden müssen additive Effekte auf die Sinus- und AV-Knotenfunktion berücksichtigt werden.
Unter oraler Gabe von Diltiazem und Digoxin wurde ein Anstieg des Digoxin-Plasmaspiegels beobachtet. Wegen der zumeist minimalen Veränderung war die klinische Relevanz dieses Anstiegs gering. Veränderungen des Digoxin-Plasmaspiegels bei kombinierter Gabe von Digoxin und Dilzem 100 mg sind bislang nicht beobachtet worden.
Auch Plasmaspiegel von Carbamazepin und Ciclosporin A können unter gleichzeitiger Behandlung mit Diltiazem ansteigen. Unter einer Dauertherapie mit Ciclosporin A ist bei Dosisreduktion bzw. Absetzen von Diltiazem ein Abfall des Ciclosporin-A-Spiegels möglich. In diesem Fall ist wegen der Gefahr einer Transplantatabstoßung eine Dosisanpassung von Ciclosporin A erforderlich.
Bei Patienten, die Antihypertensiva einnehmen, muß der zusätzliche blutdrucksenkende Effekt von Dilzem 100 mg berücksichtigt werden.
Eine gleichzeitige Therapie mit Nitroglycerin bzw. Langzeitnitraten ist möglich. Eine negative Beeinflussung wurde in keinem Fall beobachtet. Untersuchungen haben gezeigt, daß bei Kombination von Dilzem mit Nitraten ein additiver Effekt zu erzielen war.
In zahlreichen Fällen wurden gleichzeitig mit Dilzem auch Antikoagulanzien, Diuretika, orale Antidiabetika, Gichtmittel und Antilipämika angewandt. Unverträglichkeiten zwischen Dilzem und der jeweiligen Zusatzmedikation konnten dabei nicht festgestellt werden.
Besondere Warnhinweise zur sicheren Anwendung
Dilzem in parenteraler Form darf nur von kardiologisch erfahrenen Ärzten verwendet werden. Eine Überwachung des Patienten (Herz-Kreislauf-Funktion, EKG) sollte gewährleistet sein. Dies gilt insbesondere für Patienten mit rezidivierendem Vorhofflimmern. In diesen Fällen ist ein Langzeit-EKG wegen der Möglichkeit eines Bradykardie-Tachykardie-Syndroms bzw. eines Sick-Sinus-Syndroms angezeigt.
Über die Anwendung bei Kindern liegen derzeit keine ausreichenden Erfahrungen vor.
Bei älteren Patienten ist auf die Verträglichkeit zu achten und nötigenfalls eine Dosisanpassung vorzunehmen.
Bei Patienten mit Leberinsuffizienz ist eine Überwachung von Blutdruck und Herzfrequenz sowie gegebenenfalls eine Dosisanpassung angezeigt. Diese Maßnahmen werden vorsichtshalber auch für Patienten mit Niereninsuffizienz empfohlen, obwohl in Studien an Patienten mit Nierenfunktionsstörungen keine klinisch relevanten Unterschiede zu Nierengesunden gefunden wurden.
Nach Langzeitbehandlung oder Bypass-Operationen soll Diltiazem nicht abrupt abgesetzt werden, um ein Wiederauftreten von Angina-pectoris-Anfällen zu vermeiden.
Besondere Vorsicht ist bei Patienten geboten, die unter einer oralen Behandlung mit Betablockern stehen. Dies gilt insbesondere bei gestörter Ventrikelfunktion. Die gleichzeitige intravenöse Anwendung von ß-Blockern ist zu vermeiden (siehe auch Gegenanzeigen).
Überdosierung
Bei Überdosierung hat sich die Theapie nach den im Vordergrund stehenden Syptomen zu richten:
Blutdruckabfall
Geeignete Lagerung des Patienten, Volumensubstitutuion, gegebenenfalls Dopamin, Dobutamin, Noradrenalin.
Bradykardie, AV-Block II. oder III. Grades
Atropin, Orciprenalin, gegebenenfalls Schrittmachertherapie.
Abnahme des Herzminutenvolumens oder Auftreten von Herzinsuffizienz
Herzglykoside (s. Wechselwirkungen; additiver Effekt auf die AV-Überleitung möglich), Dopamin, Dobutamin
Herz-Kreislauf-Stillstand
Externe Herzmassage, künstliche Beatmung, EKG-Überwachung, nachfolgend intensivmedizinische Maßnahme wie Defibrillation oder Schrittmachertherapie.
Darüberhinaus kann die Anwendung von 1 - 2 g Calciumgluconat (10 - 20 ml einer 10%-igen Lösung) i.v. nützlich sein.
Packungsgrößen: 5 Trockenstechampullen und
5 Lösungsmittelampullen à 20 ml